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 Zur Geschichte des Mecklenburger Alphorns und  eine grundlegende Frage des NDR:

 "Die Alphornbläser aus Witzin"
NDR-Sendung: "Mein Nachmittag" -

"Das Alphorn gehört in die Alpen? Darüber kann Baldur Beyer aus Witzin nur schmunzeln. Er baut die Blasinstrumente nicht nur selber, sondern beherrscht sie auch virtuos."

Der historische Nachweis  wurde  durch den Schriftsteller Fritz Reuter erbracht, dass das Alphorn auch in Mecklenburg  seine Heimat hat!

 

 

 

                                                                                                                        Deckblatt zum Alphornbuch,  Zweite Ausgabe 

 

 

                                                

 

 

 

                                                                                                                                              Werkstattsymbol

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Geschichtliches: 

"Wer kommt auf die Idee,
in Mecklenburg ein Alphorn zu blasen,
geschweige denn,  nicht nur eins, sondern gleich sechs (sieben) selber zu bauen?" 


Diese Frage  höre ich immer wieder bei Vorträgen oder Präsentationen

Ich hatte 15 Jahre Zeit, mich mit der Geschichte des Alphorns, meinen Kindheitserinnerungen an Masuren und den Beziehungen zum Alphornbau,  sowie  seinem  einmaligen Klang, theoretisch und praktisch auseinanderzusetzen. 
Weitere  Impulse  zum  Bau  eines  nordischen Alphornes gaben mir  ehemalige  Witziner Klassenkameraden, heute in der Schweiz oder im Saarland wohnend und besondere Begebenheiten.
 Prägend  war aber  die  Erinnerungen an den Bau und den Klang einer masurischen Holztrompete meines Großvaters in Ostpreußen vor 70 Jahren.

 

Der geschichtliche Weg zum  Alphorn an der Küste:

Im Norden bestimmten  vorzeitlich die imposanten  Luren die kultische Klangwelt. Sie existierten bereits vor 4000 Jahren vorwiegend im Norden Europas  auch als Kult- und Kriegstrompete. Sie waren  zwischen 1,5 bis 2 Meter lang, S-förmig  geschwungen, aus Bronze  hergestellt und mit einem Schallbecher ausgerüstet. Sie hatten einen edlen Klang.
Funde  aus Norddeutschland, Norwegen, Südschweden , Litauen und Masuren beweisen, dass sie die  Vorbilder von Cornu, Tuba und  Lituus sind und sogar  von den Römern übernommen  wurden. 


Erster Hinweis: Masuren, 11./12. Jahrhndert

Im masurischen Posilge  zeigt heute noch eine wundervolle Freske aus dem 11./12.- Jahrhundert einen Hirten mit einem Krummhorn, dem heutigen Alphorn sehr ähnlich.

  


                                                                                                                Aus "Masuren",  Ernst-Otto Luthardt, Strütz-Verlag 

 

Zweiter Hinweis:   Mecklenburg, 10./11/ Jahrhundert 

Bei Parchim fanden Archäologen ein  Holzhorn aus dem 11/12 Jahrhundert. Es ist eines der  drei wichtigsten altertümlichen  Funde  im mecklenburgischen Raum überhaupt.
Bei den  Fragmenten  des historischen hölzernen Parchimer Hornes  handelt es sich um ein aus drei Eschendauben  zusammengesetztes  Blasinstrument, das mit einem 2 cm breiten Birkenrindenstreifen umwickelt ist. Sie wurden also schon im 11. Jahrhundert als Hirten- oder Signalhörner in unseren Breiten genutzt.    

Es  gibt  also eine Verbindung der alphornähnlichen  Instrumente  von Mecklenburg-Vorpommern nach Masuren, zur skandinavischen Lure, bis zum  Alphorn  der Schweiz, Österreich usw. 
Ein letzter Beweisstein in dieser Kette konnte durch den Nachweis des Pechhorns,  welches von Köhlern hergestellt und zwischen 1650 und 1865 auch  sicher in MV geblasen wurde, eingereiht werden.
Somit  können also die Luren, das Parchimer Blashorn und das Pechhorn  zeitlich, baulich und klangmäßig als ein   eigenes Bindeglied in Mecklenburg, zwischen den nordischen, östlichen, westlichen und südlichen europäischen Ländern angesehen werden.
 
Unsere Verantwortung für dieses  Kulturgut

Daraus ergibt sich die Pflicht,  das kulturelle Gedankengut des Mecklenburger Alphorns als Renaissance zu empfinden, zu verstehen und  seine   Tradition des Tones, den Bau- und die Spielweise aufzubewahren und  weiterzuentwickeln.
 Neben der Geschichte des Mecklenburger Alphorns gilt es darum, besonders   die unterschiedlichen Bautechniken zu beschreiben und zu erhalten. Vor allem  soll diesem Instrument endlich  eine eigene Mecklenburger Alphornstimme in Form  von  eigenem Notenmaterial, nach historischen Vorbildern , gegeben werden. Denn, aus dem 11. Jahrhundert gibt es leider keine überlieferten Klangbilder oder gar  notenähnliche  Aufzeichnungen. 
 Dieses kann aber heute dem Charakter der Landschaft, wie auch den damaligen weihevollen  Ritualen und gesellschaftlichen Höhepunkten zumindest ähnlich nachempfunden und aufbewahrt werden.

Aus diesem Grunde habe ich 15 Jahre regelrechte Erkundigungen (Forschungen), zum Mecklenburger Alphorn  betrieben.

Ergebnis:
Neben der ersten Phase:   Forschung  
Der zweiten Phase:            Historischer Nachbau

befindet sich  das "Mecklenburger Alphorn" momentan in der dritten Phase:      
    Fertigstellung des  Sachbuches, Vorstellung und Übergabe  an  den Landesheimatbund MV, an das  Fritz-Reuter-Museum Stavenhagen,  an die Stadt Stavenhagen, die  Ehrenamtsstiftung MV, die Universität Rostock, den  Landesarchäologien in  Schwerin und Hameln, usw.        = wurde  2016 erfüllt.         
                                                   
 

 Weitere Stationen:: 

  In Masuren  wurden seit Jahrhunderten sognannte Holztrompeten in mühsamer  Handarbeit hergestellt und von Männern, die eng mit der Natur verbunden waren, an Waldrändern von Hügeln oder am Ufer großer Seen,  vorwiegend  in friedlichen Zeiten  am späten Abend  melodisch-langsam geblasen.  Aber auch bei Krieg, Waldbrand oder Seuchen und Pest waren die Töne des Hornes  weithin  als eine Warnung vor Gefahren zu  vernehmen. 
 Und in unserem mecklenburgischen, nur 4 Kilometer entfernten Ort  Lübzin, wurden 1835 bei Feldarbeiten  zwei  bronzene Luren der Periode IV, also vor über 3000 Jahren gefertigt und gebraucht, ausgepflügt.
Ein für die Geschichte des mecklenburgischen Alphorns  einzigartiger  Fund  war also die oben erwähnte  Holztrompete  aus dem 11. Jahrhundert in Parchim-Loddigsee.  Seine Geschichte  lässt den berechtigten Vergleich zu meinen Erfahrungen mit einer ähnlichen  Holztrompete in Masuren zu:

 

Meine Beziehung zur masurischen Holztrompete:
In den  Jahren ab 1940 bis 1944 nahm mich mein Großvater, ein begnadeter Holzschnitzer, Muldenmacher und Fischer oft mit  auf seinen  Wegen in die Wälder Masurens. Nahe unseres Hauses in Rothebude, hatte er sich  am Waldrand   eine  kleine illegale Schnapsbrennerei eingerichtet. Das war damals  so üblich. Ich musste als   Junge immer aufpassen, dass das  Feuer  gleichbleibend  den Destillationsprozess der  hauseigenen  Brennerei aufrecht hielt, während Großvater seinen Arbeiten im Wald und auf den Wiesen am Waldrand nachging.
 Um mir die Zeit zu vertreiben, baute er mir eine  Holztrompete. Er nannte sie  Rinden-Oboe, es  war eine Ligawka.
Noch heute kann ich  nach intensiven Vergleichen und Recherchen rekonstruieren, wie  er dieses über 2 Meter lange Hozblasinstrument,  nur mit einem Taschenmesser als Werkzeug baute.  Immer, wenn mit  dem Brennvorgang etwas  nicht in Ordnung  war, sollte ich auf diesem Instrument blasen. Dann  kam er sofort herangeeilt, um nach dem Rechten zu sehen..
Die weichen und harmonisch-klingenden Töne sind mir neben anderen  leider unliebsamen  Begebenheiten   folgender Kriegsjahre in Erinnerung geblieben.

Der lange Weg von den Luren, Holztrompeten, Pechhörnern zum  Mecklenburger  Alphornton

 Wenn es auch zeitlich  keinen direkten  Zusammenhang zwischen den Luren und dem Alphorn geben sollte, so ist zumindest das Klangbild  beider Instrumente im Norden  durch das Zwischenelement  Holztrompete gleich mehrfach präsent:

Dazu einige Beispiele, die erkennen lassen, dass der "Alphornton"  auch zum Norden Deutschlands gezählt werden kann:

   In Deutschland wurden bisher  sechs Luren aus der Bronzezeit, (vor 7 bis 15 ooo Jahren!) gefunden. Fünf Lurenfunde liegen davon allein in Mecklenburg-Vorpommern!
Da die Luren immer paarweise gefunden wurden, die   spiegelbildlich  gestellt waren, ist die Annahme berechtigt, dass sie  den gewundenen  Hörnern der Rinder nachempfunden wurden und somit zunächst  aus einfachen Naturhörnern  gebaut worden sind. Später sind sie in nahhezu perfekter Handwerkskunst in dünnstem  Bronzeblech gegossen worden.

In Mecklenburg-Vorpommern wurden auch sehr viele  metallene Beschläge aus Bronze gefunden, die z.B. für die Verlängerung, der Klanguntermalung  der Luren oder der Holztrompeten dienten.

Annähernd baugleiche Holztrompeten werden heute noch von Hand hergestellt und gespielt, z.B.

Ligawka
eine 1,58 Meter lange Holztrompete im Nordosten Polens (Masuren), hergestellt von Handwerkern und Bauern in  Handarbeit und gespielt. Mit dem Grundton G. Als Kind erlebte ich dieses Instrument durch meinen Großvater in Masuren. 


Ragas
das  litauische  2,04 Meter lange  Hirtenhorn aus  Holz mit  Baumrinde umwickelt und in 5 Teile zerlegbar. Der Grundton ist Des-Moll

 

 Bezugspunkte prähistorischer Naturtöne zum mecklenburgischen Ort Witzin:
 - Lurenfund im  3-km entfernten  Ort Lübzin
- ältester Holztrompetenfund in Parchim, in der Nähe Witzin
- Auszug aus der Chronik des Ortes Witzin: Mittelalter 
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Zum Land Mecklenburg-Vorpommern:
   Vor  ca. 4000 Jahren: Der Klang der Luren
      - im Norden Europas (Dänemark, Baltische Staaten, Irland)
     -  in Mecklenburg und Norddeutschland
     - in Witzin (Aus der Chronik)
     - Mecklenburger Lurenfunde in  Lübzin, Wismar, Daberkow, usw. 

Geschichtlich gesehen, war  das heutige Mecklenburg ein Mittelpunkt  und Handelskreuz bei der Verbreitung des Alphorns von Nord nach Süd und von Ost nach West! 
 Der Ursprung und die Herkunft des Alphorns kann nicht eindeutig  bestimmt werden, dafür gibt es zu viele "Ursprungsländer".   

Prähistorische  Stationen des Mecklenburger Alphorns:

 


 


1. Die legendäre Lübziner Bronze-Lure
Aus "Luren und irische Hörner", in AiD-Sonderheft, Dr. Joachim Schween mit Unterstützuntg des Landesamtes  für  Denkmalpfleg in MV, Herr Dr. J.-P. Schmidt

 

 

 

 

2. Eigener Nachbau eine Lure 2015 
aus einem  Tenorhorn-Fragment mit erstaunlichem Ton-Erfolg. Obwohl  heute niemand den Lurenton  nachweisen kann, wie  er damals  erklang, erfüllt dieser Nachbau alle  Erfordernisse zur  Klangerzeugung einer  Lure.

 

 

3.  Die  Parchimer Holztrompete

Aus "Frühmittelalterliche  Archäologie, Diethild Paddenberg", weist  Verbindungen  auch zu drei weiteren Holz-Rohrblattinstrumenten in Mecklenburg-Vorpommern aus dem späten Mittelalter hin.
Fund aus dem 11. Jahrhundert, Parchim-Löddigsee. Ein Meilenstein, der zur  Renaissance des Mecklenburger Alphorns führt!

 

 


4. Das prähistorische  Auerochsenhorn aus Wismar
Aus Musikarchäologie,  Dr. Joachim Schween, Sonderheft 07/2015

In Deutschland wurden nur in Mecklenburg drei dieser Vorläufer der  Luren gefunden. Sie wurden in Bochin bei Parchim, in Teterow und in einem Torfmoor bei Wismar geborgen. Sie können als Vorläufer der Luren angesehen werden

 

 

                   
5. Das Midwinterhorn  aus Holland,
wird nur einmal im Jahr  zur Jahreswende über offenem Brunnen geblasen

 



6. Historisches Pechhorn2015  nachgebaut. Diese Konstruktion  mit eigen entwickeltem Übergang zum Mundstück, erfolgte in historischer Leistenbauweise. Da es kein Original mehr gibt,  wird  dieser Nachbau   als  "Witziner Pechhorn" bezeichnet.

 


 
7. Die Masurische Ligawka,
 für einen historischen Nachweis 2013 in B-Stimmung nachgebaut. Geblasen vom Musikpädagogen Ricardo Danelzig.
 Dieses Instrument  wurde 2014 zu einem Alphorn in F umgebaut. Versuchter Nachbau in Leistenbauweise. Das Original  bestehend aus Weidenruten, Birkenbast und  Bienenwachs.